Montag, 24. November 2014

Das Ding mit dem Azteken-Schal

Letztes Jahr im Dezember, kurz vor Weihnachten habe ich mir einen Aztken-Schal gekauft. Für die weniger Modebewanderten: Das ist einfach ein Wollschal (oder wohl eher ein schöner Plastik-Polyacrylschal) mit buntem Aztekenmuster (Streifen, Dreiecke und so'n Zeug). Ich habe also meinen Azteken-Schal in wunderschönen Herbst-/Winterfarben gekauft und war ganz glücklich.

Die ganze kalte Jahreszeit über wärmte dieser schöne Schal meinen Hals. Ab und zu sah ich dann zwar immer mal wieder ein paar Gestalten mit dem gleichen oder einem ähnlichen Exemplar durch die Gegend laufen, aber insgesamt hielten sich die Azteken-Schals in der Fußgängerzone oder der Uni ziemlich in Grenzen.

Doch jetzt sieht es auf einmal ganz anders aus: Ich bin umringt von Azteken-Schals, in jedem Geschäft, jedem Omline-Store und gefühlt um jeden Hals jedes weiblichen Wesens zwischen 14 und 28 winden sich die bunten Dinger und ich ärgere mich zu Tode.

Nicht weil ich denke: "Bäh, ich will aber die einzige mit Azteken-Schal sein!", sondern, weil, wenn etwas in einer Saison unglaublich modern ist, es das in der nächsten garantiert nicht mehr ist. Gelte ich dieses Jahr also als unglaublich hipp mit meinem Schal (hüstel, wer's glaubt), werde ich im nächsten Winter bestimmt schief angeschaut, wenn ich immer noch mit dem Azteken-Schal von vor ZWEI Saisons um den Hals durch die Kälte stiefele.

Das bedeutet, ich nehme bereits jetzt innerlich Abschied. Klar, ein Winter liegt noch vor uns, meinem bunten Schal und mir, aber das wird wohl auch der letzte sein. Jegliche Investitionen in Exemplare mit ähnlichem Muster aber anderen Farben habe ich mir deshalb auch verkniffen, denn auch wenn es einem ja eigentlich egal sein sollte. Ich will dann doch nicht schief angeschaut werden, nächste Saison!

Montag, 17. November 2014

Von wegen verdorben!

Spätestens seit der 12. Klasse weiß ich, dass schon immer gemeckert wurde über die Jugend und zwar wirklich schon immer, immer, immer. Damals, in der 12. Klasse legte meine Deutschlehrerin nämlich so ein schönes Zitat von Sokrates auf den Tageslichtprojektor (ohne zu sagen, dass es von Sokrates war) und nachdem wir alle schön spekuliert hatten, in welcher großen deutschen Tageszeitung das wohl gestanden haben könnte, kam der große Überraschungseffekt: In gar keiner, nein die Jugend war nur eben schon immer verdorben!

Ja, ja, damals in der 12. Klasse mit zarten 17 Jahren haben wir alle darüber gelächelt, ja ach, die Erwachsenen eben, ja, schon klar, die verstehen eben einfach nie, dass die Jugend cool ist!

Heute mit zwar immer noch recht zarten 22 fühle ich mich gar nicht mehr so jugendlich, aber mir ist schon klar, dass ich im landläufigen Sinne wahrscheinlich immer noch zur Jugend von heute gehöre und als Mitglied dieser möchte ich nun eine Lanze brechen. Für mich, für die, die jünger sind als ich, für uns:

Ich saß heute im Bus. Ich Student, neben mir wahrscheinlich auch Student, aber zur Mittagszeit, also war natürlich alles voll mit Schülern. Vor uns Schüler, hinter uns und im Gang neben uns sowieso. Der Bus hielt, die Tür ging auf, eine alte Dame mit Rollwagen wollte einsteigen und ich konnte gar nicht so schnell schauen, wie ein Mädchen aufsprang, der Dame in den Bus half, den Rollwagen hinterhertrug und ihr einen Sitzplatz anbot. Meine Güte, dachte ich, die Jugend von heute, sowas von gut erzogen.

Drei Haltestellen später wollte die Dame aussteigen und wieder sprang das Mädchen in Lichtgeschwindigkeit auf, vom Gang folgte ein weiterer Kavalier und der Frau wurde - nun im Doppelpack - aus dem Bus geholfen.

Meine Herren, dachte ich, was geht denn hier ab, so viel geballte Höflichkeit und das von circa 15-Jährigen! Der Student neben mir und ich, wir hatten uns nicht gerührt - zu unserer Verteidigung, alles ging so schnell, wir hatten keine Chance!